PCM-Gipsplatten: Innenwände, die Wärme puffern und Heizspitzen glätten

Winterabende zu warm, Früh­stunden zu kühl – typische Temperatur­spitzen in gut gedämmten Wohnungen. Gipsplatten mit eingelagerten Phase-Change-Materialien (PCM) lösen das Problem: Paraffin-Mikrokapseln im Plattenkern schmelzen bei 22 °C, speichern Heizspitzen als latente Wärme und geben sie in der Nacht wieder ab. So bleibt das Raumklima stabil, die Heizung schaltet seltener ein, und die Kühl­last an Sommertagen sinkt messbar. Der Artikel erklärt Aufbau, Vorteile, eine Fallstudie sowie die DIY-Montage von 10 m² PCM-Gipswand.

1. Aufbau einer PCM-Gipsplatte

Standardformat 12,5 mm × 1250 × 2000 mm:

  • Decklagen: 2 mm Gipskarton beidseitig
  • Kern: Gipsmatrix mit 25 Gew-% Paraffin-Mikrokapseln (Schmelzpunkt 22 °C, Latentwärme > 120 kJ kg-1)
  • Dampfdiffusion: μ ≈ 8 – diffusionsoffen
  • Gewicht: 11 kg m-2 – nur 1,5 kg mehr als Standard-GK

Beim Überschreiten der Schmelz­temperatur schmilzt das Paraffin → Wärmeaufnahme ohne starke Temperatur­erhöhung. Sinkt die Luft­temperatur, kristallisiert es und gibt Energie frei.

2. Vorteile von PCM-Innenwänden

Vorteil Beschreibung Praxisnutzen
Temperaturstabilität ± 1,5 K statt ± 4 K Schwankung Konstanter Wohnkomfort
Energieersparnis Speichert bis 42 Wh pro Platte Heizkosten ↓ 8–12 % p. a.
Sommertauglichkeit Verzögerte Aufheizung tagsüber Klimagerät läuft seltener
Trockene Montage Wie normale Gipskartonplatten Renovierung ohne Nassputz
Brandschutz A2-s1,d0 Paraffin gekapselt & nicht tropfend Zulässig für Fluchtwege


Mikroskopische Ansicht Paraffin-Mikrokapseln in Gipsmatrix

3. Fallstudie: Passivhaus-Reihenmittelhaus in Mainz

  • Installiert: 55 m² PCM-Platten (ca. 1,8 t Latentwärme)
  • Messzeitraum: 2 Winter- & 1 Sommersaison
  • Ergebnisse:
    • Heizenergie – 11 % (Gas-Brennwert vs. Vorjahre)
    • Max. Temperatur­spitze Sommer­nachmittag 25,8 °C (Referenzraum 28,3 °C)
    • Bewohner­feedback: „Spürbar gleichmäßiger, weniger Heizung an/aus“

4. DIY-Montage – 10 m² PCM-Wand im Schlafzimmer

4.1 Werkzeuge & Material

  1. 8 × PCM-Gipsplatte 12,5 mm
  2. C-/U-Profil 50 mm + Schnellbauschrauben
  3. Fugenspachtel Q3, Glasfaserband
  4. Schneidmesser & Schleifbrett
  5. Farbe diffusionsoffen (Silikat)

4.2 Schritte

  1. Ständerwerk gemäß Hersteller @625 mm montieren.
  2. Platten anbringen, Fugen verspachteln, Glasfaserband einlegen.
  3. Nach Trocknung Feinspachtel Q3, Oberfläche leicht schleifen.
  4. Silikatfarbe zweimal rollen – wichtig: keine Dampfsperre!

Dauer: ca. 5 h zu zweit, Material ≈ 220 €.

5. Pro / Contra kurz gefasst

Aspekt Pro Contra
Komfort Konstante Temperatur Wirkt nur um Schmelzpunkt (22–24 °C)
Gewicht + nur 1,5 kg/m² Vorsicht bei abgehängten Decken
Kosten ~ 19 €/m² (Platte) + 30 % ggü. Standard-GK
Nachhaltigkeit Energieeinsparung > 8 % Paraffin aus fossilen Quellen (Bio-PCM verfügbar)
Verarbeitung Identisch zu GK Schneiden etwas zäher → scharfes Blatt nötig

6. Gesundheit & Innenklima

  • Feuchtepuffernd – Gips nimmt Wasserdampf auf
  • Keine VOC-Emission – Kapseln dicht
  • Schimmelprävention dank geringerer Temperaturschwankungen

7. Zukunft: PCM-Hybrid & 3-D-Druck

  • Bio-PCM (Soja-Wachs) + Holzfaserplatte – 100 % biobasiert
  • PCM-Gips als 3-D-gedruckte Wabenelemente – mehr Speichermasse, weniger Gewicht
  • Adaptive PCM-Module – PCM-Wechselplatten für Sommer (26 °C) / Winter (22 °C)

Fazit: Unsichtbarer Wärmespeicher in der Wand

PCM-Gipsplatten sind eine einfache, trockene Lösung, um Temperaturspitzen abzufedern und Heiz- wie Kühlbedarf zu senken. Einmal montiert, arbeitet das latente Speichersystem jahrzehntelang wartungsfrei – perfekt für Sanierungen, Passivhäuser oder jedes Zuhause, das noch behaglicher werden soll.